Spielwiese für Datendiebe

Für Ex-Minister Lauterbach waren diese Sorgen eher Kleinkram. Wer wollte sich auch schon ernsthaft darüber echauffieren, daß der Besuch beim Arzt für Kassenpatienten im Minutentakt über die Bühne geht – wenn doch die elektronische Patientenakte aus Lauterbachs Sicht „schon bei der Einführung potenziell zehntausende Menschenleben rette“ [3]. Inzwischen ist der SPD-Mann abgewählt und muß sich an derartigen Aussagen nicht mehr messen lassen.

Diejenigen, die bei ihrer Krankenkasse keinen Widerspruch gegen die elektronische Patientenakte eingelegt haben, dürfen sich nun überraschen lassen, ob ihre Gesundheitsdaten tatsächlich so sicher sind, wie es der ehemalige Bundesgesundheitsminister versprochen hat. Vertreter des „Chaos Computerclubs“ haben in der Vergangenheit wiederholt unter Beweis gestellt, daß es ein Leichtes ist, das Sicherheitssystem der elektronischen Patientenakte zu überwinden [4]. Die Aussage, die Sicherheitslücken seien behoben, werten viele IT-Fachleute nach wie vor als reines Wunschdenken.

Doch die Zeiten, in denen die Daten der Bürger ein schützenswertes Gut waren, sind schon lange vorbei. Und wir, die Betroffenen, können uns das Ausmaß der Sammelwut und die möglichen Konsequenzen kaum vorstellen. „Na und?“ fragen sich immer noch viele. „Was soll denn an meinen Daten so interessant sein?“ Dabei haben Datenanalysten schon vor Jahren darauf aufmerksam gemacht, daß beispielsweise Unternehmen oder auch der Staat ein sehr großes Interesse daran haben, möglichst viel über den Einzelnen in Erfahrung zu bringen.