Die Funktion von Muttermalen beschäftigt die Wissenschaft bis heute und auch unsere Vorfahren hat das Thema umgetrieben. So kursierten die abenteuerlichsten Erklärungen. Im 17. Jahrhundert galten Muttermale als Symbol des Teufels und kosteten etliche Menschenleben; später hatten sie aber auch den Hauch des Verführerischen. Je nach Platzierung des Mals glaubte man, daß die betreffende Dame nichts gegen ein Liebesabenteuer habe. Bis ins 19. Jahrhundert hielt sich die Theorie, ein Muttermal entstehe aus Versehen: Wenn eine schwangere Frau erschrickt und dabei eine bestimmte Stelle ihres Körpers berührt, so die Legende, hat das neugeborene Kind genau an derjenigen Stelle ein Muttermal, die seine schwangere Mutter beim Erschrecken berührt hat [1].
[1] H. Bächtold-Stäubli, Muttermal, in: HWdAgl VI, Sp. 703f, Berlin und Leipzig 1936, Neudruck Berlin 1997