Durst auf reines Wasser

Da darf doch keiner meckern! Deutschlands Leitungswasser ist kühl, klar und optisch rein. Doch der Schein trügt: In unserem vermeintlich reinen Leitungswasser tummelt sich einiges… Unser Trinkwasser wurde im Laufe der Jahre zu einem sterilen Chemiecocktail. Man schmückt sich mit dem Argument, es sei keimfrei. Gewissermaßen stimmen wir zu, in solch einem hochgereinigten leblosen H2O-Konzentrat kann auch nichts überleben. Das natürliche Gleichgewicht des Wassers ist durch das Ausfällen und Zusetzen von unzähligen Stoffen zerstört. Unaufbereitet kann es nicht einmal Aquarien als Lebensgrundlage dienen.

Unser Wasser setzt sich aus Grundwasser und Oberflächenwasser zusammen. Der blinde gesellschaftliche Konsum legitimiert Industrie und Landwirtschaft dazu, Grundwasser zu Jauche und Oberflächenwasser zu einer dreckigen Brühe verkommen zu lassen. Im Anschluß folgt der verzweifelte Versuch, daraus den Ursprung von allem – Wasser – herzustellen. Dabei sind Kläranlagen nicht so leistungsfähig wie sie gern verlauten lassen. Spontane Trinkwasserverunreinigungen durch Viren und Bakterien, die sich angeblich keiner erklären kann, verunsichern die vom Monopol Leitungswasser abhängige Gesellschaft.1) Vor allem in ländlichen Regionen sind viele Wasserwerke nicht annähernd in der Lage, der stetig wachsenden Flut und Intensität des Kloakenwassers gerecht zu werden, und verursachen durch gutgemeinte Zusätze statt einer direkten eine schleichende Vergiftung.

Wenn man wollte, ließe sich ein ganzes Buch über diese Zusätze schreiben. Für einige bräuchte unser heimischer Hahn sogar eine E Nummer. Polyphosphate (E 452) werden zugesetzt um ein Verkalken der Leitungen zu vermeiden; dabei sind Phosphatzusätze in Lebensmitteln als kritisch zu betrachten. 2,3) Große Mengen an Phosphat führen zu einem Abfall des Calciumspiegels und einem Anstieg des Parathormonspiegels im Blut, auch im Kontext mit ADHS wurden sie diskutiert. Zu den zugelassenen Aufbereitungsstoffen zählen zudem zahlreiche Aluminiumverbindungen, u.a. das Aluminiumsulfat. In mehr als einem halben Dutzend Studien wird der Zusammenhang von Alzheimer und Aluminium im Trinkwasser abgehandelt.4) Und dennoch  wird nicht gehandelt.

Zu den Chemikalien, die man dem Wasser bewußt zusetzt, kommen die Stoffe, die man verschweigt, weil man an ihrer Eliminierung scheitert: Die Abfälle unseres Wohlstandes. Rückstände aus Antibiotika und Anti-Baby-Pille gelten schon als Klassiker – jeder weiß es, keinen kümmert’s.

Den Haupteintrag an Pharmazeutika leistet übrigens die Massentierhaltung. Damit die von uns nachgefragten Unmengen an Masttieren Futter bekommen, sind weltweit Herbizide mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat im Einsatz, wohlbemerkt obwohl die WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ eingestuft hat.5) Was Pflanzen tötet, hat sich längst in unsere Nahrungskette eingeschlichen. Glyphosatbelastete Pflanzen werden an die Tiere verfüttert, der Rest gelangt ins Grundwasser.

So schließt sich der traurige Kreis einer sukzessiven Glyphosat-Vergiftung über Wasser und Nahrung. Selbst Muttermilch ist kontaminiert!6)

Die Rückstände sind vom Menschen verursacht und prinzipiell vermeidbar. Wer das Trinkwasser verunreinigt, muß laut Gesetz für die entstehenden Schäden aufkommen. Früher galt sogar die Todesstrafe für Brunnenvergifter. Heutzutage hätten wir alle Hände voll zu tun!

Und letztlich leisten auch noch unsere Leitungen ihren Beitrag. Obwohl man sich von Bleirohren distanziert, ist den wenigsten bewußt, daß jegliche Klempnerartikel aus Messing bis zu 8 % Blei enthalten und zu kritischen Werten im Wasser führen. Das Wasser tendiert durch den sauren Regen zunehmend zu einem niedrigen pH-Wert und löst auf diese Weise mehr Schwermetalle aus Wasseruhren, Verbindungsstücken und „modernen“ Kupferleitungen, als man je erwartet hätte.7,8) Die gesundheitlichen Folgen sind heimtückisch und schleichend, nicht umsonst werden Schwermetalle als Zeitbombe der Zivilisation betitelt.

Grenzwertfestlegungen sind immer Kompromisse, in die viele Interessen eingehen; sie sind nicht als exakte Trennlinie zwischen Unbedenklichkeit und Gesundheitsgefährdung anzusehen, auch wenn dies in der Öffentlichkeit in der Regel so assoziiert wird. Grenzwerte sind leider nur begrenzt wertvoll.

Flaschenwasser (Mineral- und Tafelwasser) beispielsweise unterliegt weniger strengen Richtlinien als unser Leitungswasser. Die Konsequenzen erklären sich von selbst. Und wenn Sie statt zum Mineralwasser zum Tafelwasser greifen, seien Sie sich bewußt, daß Ihnen meist abgefülltes Leitungswasser (incl. Verbrauchertäuschung) aufgetischt wird.

„… für Substanzen mit cancerogener oder mutagener Wirkung kann nur der Grenzwert Null akzeptabel sein.“ 9)

Die gesellschaftliche Nachfrage nach Alternativen zum Leitungswasser ist hoch, wie das vielfältige Angebot an Mineralwasser, Aufbereitern und Zusätzen beweist. Wir sind und waren immer bemüht, Ihnen urheimische Antworten auf Fragen und Probleme zu geben. Auch bei dem Thema Wasser, ob Flasche oder Hahn, nehmen wir klar Stellung: Wir wissen es nicht! Wir können nicht einen einzigen käuflichen Tropfen Wasser lebendig oder urheimisch nennen. Vielleicht findet sich noch etwas von dem vermeintlich freien Gut von lebendigem und kristallklarem Wasser irgendwo fernab der Zivilisation…

Beispiele für bedenkliche Stoffe im Trinkwasser.
Blei, Kupfer, Asbest, Polyphosphate, Aluminiumverbindungen, Chlorverbindungen, Nitrat, Pestizide und ihre Metaboliten, zunehmend Nanopartikel, Arzneimittelrückstände (siehe UHN 4-2014)

1) „Trinkwasser in Bad Rothenfelde verunreinigt“ NOZ 2015
2) „Komplettes Niederschlagsjahr fehlt“ NOZ 2015
3) Ritz et al. (2012) „Gesundheitsrisiko durch Phosphatzusätze in Nahrungsmitteln. Dtsch Arztebl Int.
4) Rondeau et al. (2000) „Relation between aluminum concentrations in drinking water and Alzheimer’s disease: an 8-year follow-up study“ American Journal of Epidemiology
5) „Glyphosat – Einer muß der Erste sein“ Zeit online 2015
6) „Glyphosat in Muttermilch nachgewiesen“ Südd. Zeitung 2015
7) „Glyphosat in Muttermilch“ gruene-bundestag. de 2015
8) Initiative “Raumluft und Trinkwasser e.V.” (online) 2015
9) Enders & Stahl: Neue