Weichmacher: noch gefährlicher, als wir schon wußten

Belgische Forscher konnten zeigen, daß es einen Zusammenhang zwischen dem Kontakt von Kinderintensivpatienten mit Infusions- und Beatmungsschläuchen und der späteren Veranlagung zur Ausbildung eines Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) gibt. Blutuntersuchungen zufolge waren die Blutkonzentrationen eines der verbreitetsten Weichmacher (Phthalate), dem Diethylhexyl-Phthalat (DEHP), bei der Gruppe der kleinen Patienten etwa 150mal höher, als die der Kontrollgruppe, die nicht mit den Schläuchen in Kontakt kam. Das DEHP kann aus den Schläuchen freigesetzt werden, weil es nicht chemisch gebunden in dem PVC-Polymer vorliegt, sondern nur „eingegossen“ ist. Durch Lösungsmittel (auch Wasser ist ein Lösungsmittel), Ausdünstung oder mechanischen Abrieb kann der Weichmacher freigesetzt und vom Organismus aufgenommen werden.

Mit Sicherheit gibt es natürlichere Alternativen zu den im Körper hormonähnlich agierenden Phthalaten. Hier muß Forschung her, aber die ist nun mal teuer – in Deutschland leider ein Killerkriterium. Um ein paar Cent zu sparen, wird die Gesundheit der Kinder aufs Spiel gesetzt.

*Verstraete et al.: Circulating phthalates during critical illness in children are associated with long-term attention deficit: a study of a development and a validation cohort. Intensive Care Medicine (2016)