Medizinhistorisches Wort

Fernwirkungen
Die Versuche, durch äußere Reize gezielt auf Organe und Physiologie des Menschen einzuwirken, gehen bis in die frühe Antike zurück. Im Mittelalter und in der Moderne ist die Systematik weiter ausgeformt worden. So erlangte im frühen 19. Jahrhundert der Baunscheidtismus weitreichende Bedeutung, der mittels feinster Stahlnadeln (der „Lebenswecker“) die Haut ritzte und mit Wacholder- oder Senföl die gereizten Stellen einrieb. Erzeugt wurden eitrige Hautausschläge. In Schweidnitz, wo auch die Homöopathen ihr erstes Zentrum hatten, erzielten die beiden „Wasserhähne“ (Dr. med. Johann Siegmund Hahn, Vater und Sohn) mit ihrer Theorie von der „heilsamen Wirkung des kalten Wassers in die Leiber der Menschen“ weitreichende Wirkung, die gegen 1740 einsetzte. Topographischen Bezug bei äußerlicher Anwendung läßt Vinzenz Prießnitz zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem Gräfenberg erkennen. Systematisch ausgebaut wurde das Verfahren durch die weltweit rezipierte Wasserheilkunde von Sebastian Kneipp, der trotz seiner Bekanntheit aber folglich nicht als der Urheber der Wassertherapie angesehen werden kann.

auf Anregung von Prof. Dr.Dr. Dr. Gundolf Keil